Die großen Volksparteien haben in den letzten Jahren ihre Bindungskraft immer mehr verloren. Das ist ihnen nicht allein anzulasten, sondern ein gesamtgesellschaftlicher Trend. Auch andere große Institutionen wie Kirchen, Gewerkschaften, Vereine leiden darunter. Nicht politisches Desinteresse ist die Ursache, sondern im Gegenteil, ein neuer spezifischer Interessenmix der Bürger, der von den maßgeblichen politischen Parteien eine neue Art der Führung und Sinnstiftung erfordert. Der reflektierte, strategische Konsum, ein zunehmend wichtiges Muster der Verbraucherkultur, prägt auch den Wahlbürger. Was ist zu tun? Wie kann die Politik Nachhaltigkeit, Zukunftsorientierung und Glaubwürdigkeit zur Mission machen?
Wenn nun der Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg erwogen wird, attestiert so mancher der Bundeskanzlerin rasch Unglaubwürdigkeit, vornehmlich diejenigen, die während der eigenen Regierungszeit ebenso um Lösungen gerungen haben und heute, wenn sie regieren würden, ebenso um die richtigen Entscheidungen ringen würden. So stellt sich die Frage: Ist es klug, wenn die Politik unter dem Eindruck einer Katastrophe Risiken und Entscheidungen neu bewertet, auch wenn keine wirklich neuen Erkenntnisse (durch die traurigen Vorfälle in Japan) zu Tage getreten sind? Ist es der Glaubwürdigkeit förderlich, wenn Entscheidungen, die nach langem gesellschaftlichen Diskurs getroffen wurden, dann neu justiert werden?
Für viele ist die Affäre Guttenberg Anlass, verstärkt über ethische und moralische Ansprüche in Politik und Gesellschaft nachzudenken. Was bedeutet es eigentlich, wenn Bürger Glaubwürdigkeit der politischen Eliten erwarten, und welche Konsequenzen kann oder muss es geben, wenn Glaubwürdigkeit durch Fehlverhalten verloren geht?