Die großen Volksparteien haben in den letzten Jahren ihre Bindungskraft immer mehr verloren. Das ist ihnen nicht allein anzulasten, sondern ein gesamtgesellschaftlicher Trend. Auch andere große Institutionen wie Kirchen, Gewerkschaften, Vereine leiden darunter. Nicht politisches Desinteresse ist die Ursache, sondern im Gegenteil, ein neuer spezifischer Interessenmix der Bürger, der von den maßgeblichen politischen Parteien eine neue Art der Führung und Sinnstiftung erfordert. Der reflektierte, strategische Konsum, ein zunehmend wichtiges Muster der Verbraucherkultur, prägt auch den Wahlbürger. Was ist zu tun? Wie kann die Politik Nachhaltigkeit, Zukunftsorientierung und Glaubwürdigkeit zur Mission machen?
Bürgerforen sind grundsätzlich eine wertvolle Einrichtung, doch stellt sich die Frage: Kann eine stärkere Beteiligung der Bürger auch die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die demokratische Kultur fördern? Entsprechen neue Formen und Möglichkeiten zur Diskussion sowie neue Formen bürgerlicher Mitentscheidung bei politischen-gesellschaftlichen Themen wirklich den Erwartungen der Bürger? Geht es dabei um Einfluss oder darum, gehört zu werden?
Wenn nun der Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg erwogen wird, attestiert so mancher der Bundeskanzlerin rasch Unglaubwürdigkeit, vornehmlich diejenigen, die während der eigenen Regierungszeit ebenso um Lösungen gerungen haben und heute, wenn sie regieren würden, ebenso um die richtigen Entscheidungen ringen würden. So stellt sich die Frage: Ist es klug, wenn die Politik unter dem Eindruck einer Katastrophe Risiken und Entscheidungen neu bewertet, auch wenn keine wirklich neuen Erkenntnisse (durch die traurigen Vorfälle in Japan) zu Tage getreten sind? Ist es der Glaubwürdigkeit förderlich, wenn Entscheidungen, die nach langem gesellschaftlichen Diskurs getroffen wurden, dann neu justiert werden?
Public Relations sind unverzichtbar. Gutes PR-Management ist das Rückgrat einer Gesellschaft, die auf den effizienten und vertrauensvollen Austausch von Botschaften, Informationen, Ansichten, Wertungen angewiesen ist. Ohne PR findet kein Unternehmen, keine Organisation Aufmerksamkeit und Gehör für die eigenen Anliegen. Und doch schafft es die PR-Branche nicht, ihren bedeutenden Wertbeitrag, den sie zur unternehmerischen und gesellschaftlichen Entwicklung leistet, im Bewusstsein von Unternehmen und Öffentlichkeit nachhaltig zu verankern. Woran liegt das?
Für viele ist die Affäre Guttenberg Anlass, verstärkt über ethische und moralische Ansprüche in Politik und Gesellschaft nachzudenken. Was bedeutet es eigentlich, wenn Bürger Glaubwürdigkeit der politischen Eliten erwarten, und welche Konsequenzen kann oder muss es geben, wenn Glaubwürdigkeit durch Fehlverhalten verloren geht?
Niemand ist fehlerfrei. Je schärfer aber das öffentliche Profil (oder sollte man sagen: die Selbst-Inszenierung) als makelloser, erfolgreicher Leistungsträger, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann jemand diese Fehler aufdeckt und öffentlich macht. Reputation beinhaltet stets das Risiko des Reputationsverlustes – für Politiker ist es das Berufsrisiko schlechthin. Damit könnte man gut leben, wenn man sich auf Krisenfälle professionell vorbereitet und sich konsequent im öffentlichen Auftritt an den Grundsätzen des Glaubwürdigkeitsprinzips orientiert. Viele Politiker verlieren ihre Glaubwürdigkeit nicht über das eigentliche Fehlverhalten, sondern über ihren Umgang mit dieser Situation. Für jedes kommunikative Problem gibt es einen Lösungsweg.