Was erwarten Sie von einem guten PR-Manager? Er vermittelt effizient und nachhaltig die Interessen und Anliegen seiner Organisation. Das ist die Kernfunktion, alle weiteren Effekte ergeben sich daraus, etwa der Aufbau von Vertrauen und von dauerhaften Stakeholderbeziehungen oder die Etablierung von Markenidentität oder Unternehmenskultur. Muss er dazu glaubwürdig sein? Muss er sich an bestimmten Prinzipien orientieren, um seinen Kommunikationsauftrag zu erfüllen? Muss ein Unternehmensauftritt insgesamt glaubwürdig sein?
Für Unternehmen und Manager hängt viel vom guten Ruf ab. Um so erstaunlicher ist es, dass sich nur wenige Unternehmen systematisch und konsequent mit dem Management ihrer Reputation befassen und diese sogar oft leichtfertig aufs Spiel setzen. Liegt es am fehlenden Bewusstsein, was eigentlich einen guten Ruf ausmacht? Oder liegt es daran, dass Aufbau und Sicherung der Reputation eine besonders anspruchsvolle und facettenreiche Aufgabe ist, die große Disziplin erfordert? Oder passt das Bild des angesehenen, ehrbaren Unternehmens einfach nicht mehr in die heutige Managementwelt, in der schneller wirtschaftlicher Erfolg bisweilen mehr zählen als das langfristige Vertrauen der Stakeholder?
Public Relations sind unverzichtbar. Gutes PR-Management ist das Rückgrat einer Gesellschaft, die auf den effizienten und vertrauensvollen Austausch von Botschaften, Informationen, Ansichten, Wertungen angewiesen ist. Ohne PR findet kein Unternehmen, keine Organisation Aufmerksamkeit und Gehör für die eigenen Anliegen. Und doch schafft es die PR-Branche nicht, ihren bedeutenden Wertbeitrag, den sie zur unternehmerischen und gesellschaftlichen Entwicklung leistet, im Bewusstsein von Unternehmen und Öffentlichkeit nachhaltig zu verankern. Woran liegt das?
Gudrun Happich beleuchtet in ihrem sehr empfehlenswerten Leistungsträger-Blog Erfolgsfaktoren im Management. Hierzu möchte ich das Augenmerk auf einen scheinbar allgemein akzeptierten Wert lenken, der die Führungskultur in Unternehmen und Organisationen heute häufig prägt, der aber kritisch hinterfragt werden muss: Perfektionismus – oder: die mangelnde Fähigkeit zur Differenzierung zwischen „perfekt“ und „mehr als perfekt“. Perfektionismus ist wie Glaubwürdigkeit eine Frage der Haltung. Da der Erfolgsdruck auf Führungskräfte durch die genannten Rahmenbedingungen weiter steigen wird, wäre nicht zuletzt im Interesse von Effizienz und unternehmerischem Erfolg, eine stärkere Orientierung an den Grundsätzen von Glaubwürdigkeit und Verantwortung wünschenswert, die für Perfektionismus keinen Raum lässt.
Antwort auf einen Beitrag im Blog des Harvard Business Managers zur Authentizität von Managern. Authentizität ist eine Grundbedingung für Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Dabei sind die Begriffe authentisch, selbstbeherrscht und berechenbar zu trennen. 1. Top-Manager müssen im Interesse ihrer Glaubwürdigkeit authentisch sein. 2. Top-Manager müssen sich in angemessener Selbstbeherrschung üben. Aber dies hat nichts mit Authentizitätsverlust zu tun. 3. Top-Manager müssen die Wirkung ihres Auftritts sorgfältig berücksichtigen und im positiven Sinne „berechnend“ sein.
Zum Jahreswechsel kommen Gewohnheiten und Prinzipien traditionell auf den Prüfstand. Es lohnt sich aber, die eigenen Grundsätze kritisch zu hinterfragen und die eigene Wertewelt gegebenenfalls neu zu justieren. Das Glaubwürdigkeitsprinzip hilft dabei. Der erste Grundsatz, nämlich die Ehrlichkeit, beinhaltet auch die Ehrlichkeit zu sich selbst. Die Vermeidung von Selbstbetrug stärkt nihct nur den individuellen Erfolg, sondenr hat auch darüber hinaus gehend einen gesellschaftlichen Nutzen. 2011 sollte das Jahr der Werte und Grundsätze werden.