Die Feiertage liegen hinter uns. Der Rückblick auf das alte und der Start ins neue Jahr: das ist seit jeher ein guter Anlass, um zu überlegen, was verbessert werden kann und muss. Gewohnheiten und Prinzipien kommen auf den Prüfstand. In der Regel dienen diese Überlegungen eher der eigenen Seelenmassage nach dem Motto: „Ich habe ein gutes Gefühl, jederzeit selbst den eigenen Kurs bestimmen und ändern zu können.“
Dieses Gefühl ist zweifellos wichtig und verständlich, vor allem in wirtschaftlich angespannten und gesellschaftlich schwierigen Zeiten. Es lohnt sich aber, gerade zum Jahresbeginn einmal genauer und durchaus selbstkritisch über die eigenen Überzeugungen und Grundsätze nachzudenken. In dem Buch „Das Glaubwürdigkeitsprinzip“, das ich kurz vor Weihnachten publiziert habe, werden Prinzipien beleuchtet, die Sie dabei in Ihre Betrachtungen einschließen sollten. Es sind Grundsätze, die nicht nur zum Jahresbeginn Gültigkeit besitzen, sondern das ganze Jahr hindurch in den unterschiedlichsten privaten und beruflichen Situationen weiterhelfen können.
Zum Beispiel der erste Grundsatz im Glaubwürdigkeitsprinzip: die Ehrlichkeit. Kaum ein Grundsatz wird so leicht und selbstverständlich akzeptiert, gleichzeitig aber so häufig verletzt, wie dieser. Ehrlichkeit gehört indessen zum Fundament im gesellschaftlichen Miteinander und gilt auch in Politik und Wirtschaft – ungeachtet des tatsächlichen Verhaltens – als zentraler Grundsatz. Übrigens weltweit. Es markiert nicht nur den Anspruch des Ehrbaren Kaufmanns, aus dessen Vorbild sich das Glaubwürdigkeitsprinzip ableitet. In Indien zum Beispiel hat der alte vedische Leitsatz „satyam-eva jayate“, übersetzt „Wahrheit nämlich siegt“, noch heute als Wahlspruch nationale Bedeutung.
Gerade zum Jahresanfang sollten wir nicht nur die Ehrlichkeit gegenüber anderen reflektieren, sondern auch die Ehrlichkeit zu uns selbst. Selbstbetrug mag das Leben oft angenehmer machen, führt aber erfahrungsgemäß langfristig nicht zu Erfolg und Reputation. Das ist eine Binsenweisheit, gewiss, aber wer für sich selbst (und damit direkt auch für andere) etwas wirklich Gutes tun will, der überprüft, wie ehrlich er zu sich selbst ist. Und dies nicht nur zum Jahresbeginn, sondern kontinuierlich in allen wichtigen privaten und professionellen Entscheidungen. Die Ausführungen im Buch „Das Glaubwürdigkeitsprinzip“ bieten auch hierfür den einen oder anderen Impuls. Etwas weniger Selbstbetrug in der Gesellschaft – sowohl individuell als auch mit Blick auf so manchen „kollektiven“ Selbstbetrug – würde uns allen gut tun.
In diesem Sinne möchte ich Sie ermuntern: Lassen Sie uns jetzt zum Jahresbeginn nicht gleich zur Tagesordnung übergehen. Machen wir vielmehr dieses Jahr zu einem Jahr der Werte und Prinzipien machen! Fangen wir damit an, über unsere Werte und Grundsätze nachzudenken. Auf dass die viel zitierte Renaissance der Werte nicht nur ein Phänomen von Sonntagsreden und Feuilletonseiten bleibt!